Szlachta Wiki
Advertisement

Adelssituation in Polen

Polnischer Adel, Adelstitel in Polen, Adelsnamen in Polen

Einrangiges Rangsystem, wobei im Lande die Führung ausländischer Adelstitel (wie z. B. der sächsischen oder kaiserlichen Reichstitel) bis zum Zerfall der Adelsrepublik verboten war. Einzige Ausnahme bildete der Fürstentitel eines Kniaź (weibliche Form Knieżna für verheirateten und Kniagina für die unverheirateteten Geschlechtsangehörigen) für die dynastischen Nachkommen der Skolmantiden, Rurikiden oder von Khanen (Fürsten) tatarischerHerkunft.

Das fehlen von Rangtiteln wurde kompensiert durch eine (bis knapp 2.500 theoretisch möglichen) Ämtern und Würden in der höfischen und demokratischen Verwaltung des Reiches, für die es für den Amtsträger, dessen Gattin sowie die männlichen als auch die weiblichen Nachkommen erster Generation jeweils eine besondere Amtbezeichnung gab. Die Bezeichnung dieser Würden wurde dem Namen und Bezeichnung der Wappengenossenschaft nachgestellt, so dass die volle Bezeichnung einer Person recht lang sein konnte. Um eine zu große Machtansammlung zu verhindern bestand zwar die Regelung, dass nur ein Amt oder Würde pro Person bekleidet werden dürfte. In der Praxis wurde dies jedoch häufig mißachtet.

Einnerseits schafen diese Rangbezeichnungen eine einmalig genaue Personenklassifizierung und Zuordnung des Amtsträgers in die Stammfolge. Dies ist besonders deshalb wichtig, da die zumindest in früheren Zeiten die Angabe von Geburts, Heirats- und Sterbedaten zur Seltenheit gehört. Andererseits bedingt duch die Suffixe der polnischen Deklination ist ein Sprachverständnis für ungeübte erschwert und eine sinnvolle elektronische Übersetzung unmöglich. Dennoch trifft diese Aussage nur für einen kleinere Teil des Adels zu, denn die Mehrheit des Adels war nicht mit enem dieser Ämter ausgezeichnet.

Gechichtliche Entwicklung

Die Entwicklung des osteuropäischen Adels stellt eine komplizierte Sonderform in Europa dar. Der Adel im Königreich Polen entstammt einer Vermischung mediatisierter dynastischer Linien von regionalen Fürsten und Teilungsfürsten mit deren Kriegerkaste und schuf im Kampf mit der Königsmacht etwas Einzigartiges in ganz Europa: Die demokratisch und föderalistisch verfasste Adelsrepublik. Bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts hatte der polnische Adel keine Familiennamen, abgesehen von ein paar ganz alten, noch aus der heidnischen Zeit stammenden, Sippschaftsnamen oder beschreibenden Beinamen.

Man fügte dem Taufnamen lediglich den Namen des Besitzes oder Landgutes mit der Präposition z, de hinzu, welche dasselbe bedeutete, wie das deutsche von (z.B. Jurand ze Spychowa, Jurand de Spychowo = Jurand aus/von Spychowo = Spychowski). Erst nach 1500 verbreitete sich die Sitte, diese in Eigenschaftswörter mit der Endung -ski -cki oder -icz zu verwandeln. Hinter dem Namen wurde, falls vorhanden, noch die Wappengemeinschaft genannt: Longin Podbipięta herbu Zerwikaptur.

Da keine Adelsmatrikel geführt wurde und der Adels frei in seiner Namensannahme war, ergeben sich erhebliche Schwierigkeiten bei der genealogischen Zuordnung und bestimmung, ob eine Personen adligen Ursprung ist. Faktisch kann man, zwar mit abnehmender Tendenz, bis Ende der Adelsrepublik 1795 fortlaufede Namensänderungen beobachten, so dass von einer Namensfestigung im eigentlichen Sinne nicht gesprochen werden kann. Dies traf insbesondere für die östlichen Landessteile der Republik zu. Dazu erschweren die großen Aktenverluste der Wirren des XX. Jhdt. die Quellenlage, so dass insbesondere im östlichen Bereich der Republik es noch eine Vielzahl nicht klassifizierten Linien von Adelsgeschlechtern gibt, die nach ihre Migration eine Namensänderung vollzogen haben.

Das Fehlen eines eindeutigen Klassifizierungsmerkmals wie des "von" erschert die Erkenntnisslage zusätzlich. Insbesondere das XVI. und XVII. Jhdt. hat in Ermangelung von Kirchenmatrikeln und in Verbindung mit den fortlaufenden Kriegsverwüstungen und der wirtschaftlichen Deklassierug in Folge der Realteilunng durch Erbschaften lies eine große Anzahl von Familien des verdunkelten oder? gedeckten Adels entstehen, bei den die Zugehörigkeit zur Wappengenossenschaft in Vergessenheit geraten ist. Die Quellenlage bedingt, dass eine endgültige Familienanzahl der Adelsgeschlechter nicht mehr zu ermitteln sein wird.

Mit den Teilungen Polens wurde der Adelsstand eines Teiles des untitulierten Adels in den drei annektierten Teilen nicht anerkannt (jedoch die adelsrechtliche Stellung nach dem Recht der Republik dieser Familien wurde hierdurch nicht angetastet), wenn er seine adelige Herkunft nicht dokumentenmässig ausreichend nachweisen konnte (dies war auch damals sehr kostspielig, wenn das Geschlecht seine Dokumente nicht gepflegt hat) oder aus Unkenntniss der neuen Verwaltungsstrukturen als auch nationalistischer Verblendung dies nicht tun wollte. Beim Hochadel war die Dokumentenlage besser und er behielt seine Privilegien und bekam seine Fürstentitel durch die Teilungsmächte bestätigt. Dennoch zogen sich die Legitimationsverfahren manchmal sogar auch für Nachkommen von Rurikidengeschlechter bis Ende des Kaiserreiches Russland im Jahre 1917 hin.

Der sogenannte Mitteladel bekam von den Teilungsmächten Grafentitel und die Erlaubnis, Fideikommisse zu gründen.?

Aktueller Stand

Nach der Umwandlung des III.Königreiches Polen zur bürgerlichen Republik 1918 wurde der Adelstand schließlich 1921 abgeschafft und der amtliche Gebrauch von Titeln untersagt. Die Verfassung von 1935 hob das Verbot zwar wieder auf, doch nach der machtergreiffung durch das kommunistische Gewaltsystem im Jahre 1945 wurde der Adel durch Wiedereinführung der Verfassung von 1921 wieder endgültig abgeschafft und die Landgüter oberhalb von 50 resp. 100 Ha parzelliert. Hierdurch ist der historische Adel als eine abgeschlossene Schicht anzusehen.?

Große Gruppe von adligen, die im Westen auf der Seite der Alliierten gekämpft haben, sind in das kommunistische Polen nicht mehr zurückgekehrt. Der Adel stellte einen Löwenteil des antikommunistischen Widerstandes in der Landesarmee#Landesarmee? (AK) und anderen Widerstandsgruppen und hat einen hohen Blutzoll bezahlt.? Heute beginnen sich die Familien des historischen Adels wieder zu organisieren und pflegen ihre Geschichte und Brauchtum.

Die Neuorganisation ist jedoch durch ein Definitionsproblem überschattet: Was ist polnischer Adel??

Ist polnischer Adel der im Königreich Polen als Landesteil der Adelsrepublik ansässiger Adel? Oder ist es Adel, der im Gesamtbereich der Adelsrepublik ansässig war? Historisch bedingt vereinnahmt polnische Historiographie mit der Begründung, dass die Adelsmassen weitgehend polonisiert waren und in der Zeit der Zugehörigkeit zum Kaiserreich Russland keine? RussifizierungRussifizierung? ergfolgt sei, wird häufig der Anspruch erhoben, das die gesamte Szlachta der Adelsrepublik als polnischer Adel anzusehen ist.

Diese Forderung läßt jedoch außer Acht, dass unabhängig von zuerst den Polonisierungbemühungen (durch Religion und Sprache) und dann des Russifizierungsbestrebens in den jeweiligen Landesteilen ein baltischer, litauischer, russischer, ukrainischer und weißrussicher historischer Adel bestand und besteht. Ursprung des Adels in den jeweiligen Landesteilen entspricht dem eines Vielvölkerstaates, der einmal die Adelsrepublik war. Mit intensivem polnischen Ostdrang wurden diese Landesteile ebenso kollonisiert wie durch die Angehörige des armänischen, schwedischen und? tatarischen? Adels oder dem Adel aus Russland und dem Heiligen Römischen Reich.

Der historische Adelstand dieser Bereiche hat durch die wechselvolle aber gemeinsame Gechichte wohl ein Identifikationsproblem. Er bedingt jedoch, dass Phänomen der Szlachta gesamtheitlich zu betrachten ist . Daher ist von der Szlachta, dem Adel der Adelsrepublik,? als polnischem Adel? ? zu sprechen verfehlt. Dieser Auffassung, auch im unterschiedlichen Entwicklungsstadium, entspricht das Entstehen von Adelsorganisationen des jeweiligen nationalen Szlachtaangehörigen. Die größten Identifikationsprobleme bestehen offensichtlich in der Ukraine, die besonders unter der sowjetischen (GlodomorGlodomor) als auch polnischen? Verfolgung? (polnische Militäraktionen während der bolschewistischen Revolution und nach dem II. Weltkrieg z. B. bei der Aktion WeichselAktion Weichsel)? gelitten hat.

Dieser WIKI sieht die Szlachta der Adelsrepublk als eine Gesamtheit an, die von politischen oder nationalistischen Erwägungen frei ist, denn sie hat ihren Ursprung und Ausformung in der Adelsrepublik erhalten. In diesem Staatswesen spielte das Königreich Polen zwar eine kulturell ausschlaggebende (SarmantismusSarmantismus) Rolle und versuchte eine intensive? PolonisierungPolonisierung durchzusetzen, bevölkerungs- und territorialmässig gesehen nahm es jedoch eine Minderheitsposition ein.

Das Personenstandgesetz der Republik Polen läßt zweigliederige Familiennamen zu, so dass "von ..." und "de ..." im heutigen Polen ebenso wie die Voranstellung der Bezeichnung der Wappengenossenschaft (mit Bindestrich) dem Familiennamen (z. B. Korwin-Mike)? anzutreffen sind, wodurch die Adelsangehörigkeit auch in amtlichen Dokumenten offengelegt wird. Dies erfordert je nach Landesteil und Gutdünken der entscheidenden Beamten ggfs. die Beschreitung des Gerichtswegs, den man nicht scheuen sollte. Voraussetzung durch Durchsetzung des Anspruchs ist jedoch die vorgelegte Dokumentelage. Hierdurch kann insbesondere die zwangsweisen Polonisierungen der Namen in den Personestandsbüchern um das Jahr 1953 herum gegengewirkt werden.

Advertisement